Am Tag 2 nach dem Massenbetteln

Im KUPF-Blog, den man generell wärmstens empfehlen kann, findet sich ein tragischer Augenzeugenbericht eines Erlebnis auf der Linzer Landstraße:

Zwei Tage später spaziere ich ebenda, von der Bethlehemstraße kommend, Richtung Taubenmarkt. Plötzlich bremst eines der regelmäßig patrouillierenden Polizeiautos abrupt ab, legt den Rückwärtsgang ein und lenkt rasant auf die Landstraße. Ich schrecke auf, der Grund für den testosteronlastigen Autostunt wird mir nur Sekunden später klar: ein dunkelhäutiger Mensch mit Krücke, offensichtlich einer jeder „ausländischen Bettler“, die in Linz um Geld bitten und laut Medien und gesundem Volksempfinden der Bettelmafia angehören, spaziert mir entgegen.

„Du da, Passport!“, zischt der beifahrende Polizist aus dem Fenster. Der derart unhöflich Aufgeforderte reicht seelenruhig ein Dokument durchs Fenster. Der Polizist wird ihn von nun an während der gesamten Amtshandlung ungefragt duzen. Dem Bettler ist es egal, er versteht ohnehin kaum ein Wort deutsch. Ich hingegen bin fassungslos und beschließe, die Amtshandlung zu beobachten. Zum Missfallen des Polizisten, selbstverständlich.

Lesen sie den Rest des Beitrags hier: http://www.kupf.at/blogs/2011/03/07/am-tag-2-nach-dem-massenbetteln/luepke

1. Linzer Massenbetteln Fotos

Heute fand das 1. Linzer Massenbetteln statt. Die kurzfristig organisierte Protestaktion war ein voller Erfolg. An der Aktion selbst nahmen etwa 400 Menschen teil und setzten sich trotz der Kälte eine halbe Stunde oder länger auf den Boden und bettelten symbolisch. Die Erträge des Bettelns werden der ARGE für Obdachlose übergeben. Am 10. März soll das Bettelverbot im Landtag beschlossen werden. Die BettelLobby OÖ, die auch von katholischen und evangelischen Laienorganisationen mitgetragen wird, appelliert an die ÖVP sich ihrer christlich-sozialen Wurzeln zu besinnen und das Gesetz nicht zu beschließen.

Gleich drei Fotografen hat das online Magazin subtext.at losgeschickt, die Bilder finden sich auf der Seite http://www.subtext.at/2011/03/fotostrecke-erstes-linzer-massenbetteln/

Die folgenden Fotos von Zoe* Fotografie sind dank ihrer freundlicher Genehmigung honorarfrei verwendbar.

Presseaussendung: Welle der Solidarität – Zahl der Organisationen verdoppelt!

30 Organisationen und Vereine haben vergangene Woche die BettelLobby Oberösterreich gegründet, um dem geplanten Bettelverbot etwas entgegenzusetzen. Die Medienberichterstattung löste eine Welle der Solidarität aus, die wir in dieser Intensität nicht erwartet haben. Die Zahl der unterstützenden Organisationen hat sich in der Folge mehr als verdoppelt. Derzeit sind 64 Organisationen Teil der BettelLobby.

Unter den Neuzugängen finden sich beispielsweise die Volkshilfe, die Katholische Aktion, die Evangelische Jugend, Land der Menschen und zahlreiche Vereine aus der Kunst- und Kulturszene. „Die Bandbreite der UnterstützerInnen – von linken Gruppen, über Kunst- und Kulturvereine, bis hin zu katholischen Laienorganisationen – zeigt deutlich, dass die Ablehnung des Verbotes quer durch die Gesellschaft ein Thema ist.“ freut sich der Sprecher der BettelLobby OÖ, Christian Diabl.

Zudem konnten wir prominente Unterstützer wie z.B. Karl Merkatz, Hubert von Goisern oder Gefangenenpfarrer Hans Gruber für unsere Sache gewinnen. Die Statements sind hier nachzulesen: https://www.bettellobby.at/ooe/statements/
Wir rufen alle MitbürgerInnen auf, am Samstag den 5. März um 14:00 Uhr zum

1. Linzer Massenbetteln

auf den Taubenmarkt zu kommen. Wir wollen gemeinsam ein Zeichen gegen inhumane und kurzsichtige Politik setzen. Um dagegen aufzustehen werden wir uns niedersetzen und eine halbe Stunde symbolisch betteln. Alle sind eingeladen sich kreative und bunte Formen des Bettelns zu überlegen.

„Auch wenn wir den Beschluss wahrscheinlich nicht mehr verhindern können, so ist es trotzdem wichtig zu zeigen, dass es auch in Oberösterreich Widerstand gegen das Bettelverbot gibt.“ so Diabl abschließend.

Rückfragehinweis:
Christian Diabl, 0650 / 54 01 902, info@bettellobby.at

Presseaussendung als PDF

Presseaussendung als PDF

1. Linzer Massenbetteln

Die BettelLobby OÖ ruft auf zum Protest!

Am 10. März wird der oberösterreichische Landtag ein verschärftes Bettelverbot beschließen. Mit diesem Gesetz sollen arme Menschen von den Straßen vertrieben werden. Die Armut wird bleiben, auch weil die Politik bei der Bekämpfung der Armut nachlässig ist.

Niemand soll betteln müssen – das Recht dazu sollten wir jedoch alle haben.

Daher haben sich Menschen aus verschiedensten politischen, religiösen, künstlerischen und sozialen Bereichen zusammengeschlossen, um ein Zeichen zu setzen. Es geht darum Aufzustehen gegen das Bettelverbot. Aufzustehen gegen eine Politik, die alles verschwinden lassen möchte, was nicht in ihre scheinbar heile Welt passt!

Um dagegen aufzustehen haben wir uns niedergesetzt! Und zwar beim 1. Linzer Massenbetteln, am 5. März 2011 auf der Linzer Landstraße. Wir haben die Landstraße in eine riesige Bettelzone verwandelt um unsere Solidarität zu zeigen.

Mehr Fotos der Aktion gibt es hier.

Zum Download der Plakate und Flyer

Zum Download des animierten Unterstützungsbanners

Massenbetteln Flyer FrontMassenbetteln Flyer Back

Gepostet in Allgemein

Animiertes Banner für den Massenbetteln Aufruf

Wer seine Unterstützung für die Bettellobby kundtun möchte, kann dies ganz einfach mit diesem Banner auf seiner Homepage machen:

 

Dazu müsst ihr diese Codeblock kopieren und einfügen:

<a title=“Bettellobby OÖ >> Massenbetteln am 05. März“ href=“https://www.bettellobby.at/“><img title=“Massenbetteln Banner“ src=“https://bettellobby.at/wp-content/uploads/sites/27/Massenbetteln-Banner.gif“ alt=“Massenbetteln Banner“ width=“500″ height=“100″ /></a>

Flugzettel und Plakate zum Download

Es gibt jetzt Flyer und Plakate zum geplanten Massenbetteln am 05. März, designed von Hanna Primetzhofer (Danke!).

Es gibt jpg-Bilddateien zum Einbinden auf der eigenen Homepage, aber auch Druckdateien zum einfachen selber vervielfältigen, siehe unten.

Massenbetteln Flyer Front

Massenbetteln Flyer Front

Massenbetteln Flyer Back

Massenbetteln Flyer Back

Flyer Druckdatei

Flyer vierfach auf DinA4 zum einfachen Ausschneiden

Plakat Druckdatei

 

 

Verliert Graz den Titel „Menschenrechtsstadt“?

Ein Artikel aus der kleinen Zeitung am 25.02.2011 von Helmut Bast

Bettelverbot: Rüge aus USA

Hohe Wellen bis nach New York schlägt das beschlossene Bettelverbot. Menschenrechtsorganisation fordert zur Rücknahme des Gesetzes auf.

Als Verletzung der Menschenrechte und für eine Menschenrechtsstadt „inakzeptable Entwicklung“. So beurteilt Shulamith Koenig, Präsident der Menschenrechtsorganisation PDHRE mit Sitz in New York, in einem Schreiben an Bürgermeister Siegfried Nagl das am 15. Februar im Landtag beschlossene Bettelverbot. Die Betroffenheit und Besorgnis werde auch von den anderen Menschenrechtsstädten geteilt, so Koenig.

Koenig fordert Nagl (der ja für das Bettelverbot eingetreten ist) dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass das Gesetz zurückgenommen wird. Sollte dies nicht gelingen, drohe Graz seine Vorbildrolle als erste Menschenrechtsstadt zu verlieren. Die Rüge ist umso bemerkenswerter, als die UNO-nahe PDHRE damals Graz dazu bewog, sich zu einem Menschenrechts-Vorzeigebeispiel zu entwickeln. Koenig: „Eine Aberkennung des Titels wäre auch auf internationaler Ebene eine veritable Blamage.“ Nagl ist auf Urlaub. Man werde natürlich auf den Brief antworten, heißt es in seinem Büro.

Das Bettelverbot beschäftigt jetzt auch noch einmal den Landtag. Dass Landtagspräsident Manfred Wegscheider die Behandlung der Petition des Menschenrechtsbeirates ablehnt, erzürnt den Grünen Landtagsabgeordneten Lambert Schönleitner. Die Entscheidung sei „absolut nicht nachvollziehbar und peinlich für den Landtagspräsidenten“, so Schönleitner. Wegscheider mache sich zum „parteipolitischen Erfüllungsgehilfen“.

Morgen startet am Grazer Hauptplatz um 16 Uhr die Aktion „Betteln – Armut hat ein Gesicht“. Sie will der Konstruktion von Feindbildern entgegenwirken.

Stimmen der UnterstützerInnen

Liest man sich die Kommentare zu den Bettelverbotsmeldungen der österreichischen Online-Medien durch, möchte man fast verzweifeln. Es wird deutlich, wie gut die jahrelange mediale und politische Gehirnwäsche der xenophoben und unsozialen Parteien und Medien angeschlagen hat. In den Kommentaren werden BettlerInnen als unnützes Gesindel beschimpft, als arbeitsunwillige Parasiten bezeichnet und der Mythos der Bettelmafia mit „Augenzeugenberichten“ gepflegt. Dass es neben den Online-Trollen eine schweigende Mehrheit gibt, die sich (leider) nicht auf online Diskussion einlässt, merkt man an den Zuschriften die wir in den letzten Tagen bekommen haben. Eine kleine Auswahl möchten wir hier veröffentlichen.

Österreich ist ein so reiches Land und die Menschen wollen die Not der anderen nicht sehen. Solche Bettelverbote darf man doch nicht einführen. Der nicht will muß nichts geben.
— Rosina B.

Ich finde es sehr gut, dass es auch noch Menschen gibt, die sich gegen ein Bettelverbot stellen!! Herzlichen Dank auch dafür!
Ich bin selbst in meiner Freizeit sehr engagiert bei Obdachlosen, „Bettlern“, Menschen die eben versuchen irgendwie über die Runde zu kommen.
Gibt es eigentlich eine Unterschriftenaktion gegen das Bettelverbot?
Falls ja, wo kann man unterschreiben? Und wie kann man mithelfen?
— Sandra E.

Ich unterstütze alle Bemühungen, durch die Armut und nicht die Armen bekämpft werden.
— Hans R.

Ich unterstütze das Anliegen der Bettellobby vollinhaltlich und spreche mich hiermit dezidiert gegen das Bettelverbot in OÖ und anderswo in Österreich aus. Als Auslandsösterreicherin, die dz. in einem afrikanischen Land lebt, bin ich täglich mit bitter armen Menschen konfrontiert, die sich mit Betteln am Leben erhalten. Kein Mensch regt sich hier darüber auf, im Gegenteil, die Leute geben, was sie können (obwohl hier auch die sogenannte Mittelschicht nicht gerade reich ist).
Es ist traurig genug, dass es auch im reichen Mitteleuropa bzw. in Österreich für manche Menschen keinen anderen Ausweg gibt als zu betteln (und dabei ist es völlig irrelevant, ob diese österr. Staatsbürger sind oder nicht).
Die Politik muss umdenken!
— Doris G.

Bettelverbot ist eine Schande! Traurig und empörend. Auch Politikern würde Zivilcourage und Menschlichkeit gut „zu Gesicht“ stehen.
— Irmi J.

Pressespiegel

Hier ein Überblick über die aktuelle Medienberichterstattung zum Thema:

25.02.11 – krone.at – „Massenbetteln“ in Linz als Protest gegen Verbotspläne

24.02.11 – orf.at – Gegen Bettelverbot: Massenbetteln in Linz

24.02.11 – nachrichten.at – Massenbetteln in Linz als Protest gegen Verbot

24.02.11 – diepresse.com – Protest gegen Verbot: Massenbetteln in Linz

24.02.11 – tt.com – Massenbetteln in Linz als Protest gegen Verbot in Oberösterreich

24.02.11 – derstandard.at – Massenbetteln in Linz als Protest gegen Verbot

24.02.11 – gmx.at – Massenbetteln als Protest

24.02.11 – oe24.at – Massenbetteln gegen Bettelverbot

24.02.11 – vol.at – Massenbetteln in Linz als Protest

24.02.11 – Kleine Zeitung – Protest gegen Verbot: Massenbetteln in Linz

25.02.11 – nachrichten.at – Streit um das neue Bettelverbot: Wer soll es in Linz überwachen?

Bettelverbot in Österreich – Eine milde Plage

Ein Beitrag aus der süddeutschen Zeitung vom 23.02.2011 von Michael Frank

Nach Wien und Salzburg hat nun auch die Steiermark ein Bettelverbot erlassen. Der Generalverdacht gegen arme Bettlerbanden treibt nicht nur Juristen und Kirchenvertreter auf die Barrikaden.

Ist ein Mensch, der am Straßenrand kauert und um ein Almosen bittet, dem situierten, rechtschaffenen Bürger unzumutbar? Einst, es ist lange her, waren Bettler in Europa sogar akzeptierte Mitglieder der Gesellschaft, die dem wohlhabenden Rest der Welt, sofern freigiebig, wenigstens zu einem guten Gewissen verhalfen. Nun hat in Österreich nach den Bundesländern Wien und Salzburg auch die Steiermark ein generelles Bettelverbot erlassen. Die Folge ist ein heftiger gesellschaftlicher Disput über Diskriminierung und Pharisäertum.

In der steirischen Hauptstadt Graz demonstrierten kürzlich Hunderte Österreicher; um gegen das Verbot zu protestieren, knieten sie sich in Bettelpose an die Straßenränder der Innenstadt. „Wir haben nie etwas getan. Unsere Sünde besteht darin, dass wir arm zur Welt gekommen sind“, sagte Arpad Lakatos, Bettelveteran aus der Slowakei, der wie viele seiner Landsleute oft nach Graz kam, um Almosen zu erbitten. Und am Rande entlarvte der Disput auch noch die Mär von organisierten Bettlerbanden aus dem näheren europäischen Osten als populistische Propaganda. Gegen die Verbote in Wien und Salzburg – deren Wirksamkeit allerdings als relativ einzuschätzen ist – laufen Beschwerden beim Wiener Verfassungsgerichtshof. Umso erboster sind die Gegner des Verbots, dass der steirische Landtag mit seinem Beschluss nicht auf den Spruch des Gerichts warten wollte. Weiterlesen