Nachgefragt: Sozialwissenschafter Heinz Schoibl zum sektoralen Bettelverbot in Salzburg und den Widerstand dagegen.

Heinz Schoibl ist freiberuflicher Sozialpsychologe aus Salzburg und hat mit der Studie „Notreisende und Bettel-MigrantInnen in Salzburg“ eine der ersten Untersuchungen zum Thema vorgelegt. Für das Projekt „Auf Augenhöhe“ hat er Notreisende in Salzburg portraitiert, wie hier zu sehen. Wir haben ihn zur aktuellen Lage in Salzburg befragt.

Seit Anfang Juni gibt es ein sektorales Bettelverbot in großen Teilen der Salzburger Innenstadt. Welche Formen von Betteln sind genau verboten?

HS: Im innerstädtischen Bereich rund um die Getreidegasse, die beiden zentralen Brücken und im Kommunalfriedhof gilt während der Geschäftszeiten ein dauerhaftes totales Bettelverbot, das auch das stille Betteln unter Strafe stellt. Temporäre Bettelverbote gibt es zudem für die Wochenmärkte am Mirabellplatz sowie am Gelände der Salzburg Mitte.

Wie wirkt sich das Verbot bislang auf die Lage der Armutsreisenden aus?

HS: Die Auswirkungen auf die bettelnden Notreisenden sind bis dato eher bescheiden und liegen eher auf der emotionalen Ebene der Verunsicherung, der Angst vor Vertreibung sowie dem Bewusstsein, dass sie nicht willkommen sind.

Wie viele Menschen sind davon betroffen und wo kommen sie her?

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Ost-Slowakei: „Die soziale Situation der Roma wird täglich schlechter“ – Besuch in der Heimat der „Bettler von Vöcklabruck“

Ost-Slowakei: „Die soziale Situation der Roma wird täglich schlechter“
Besuch in der Heimat der „Bettler von Vöcklabruck“
Arbeitslosigkeit, desolate Häuser, verseuchtes Trinkwasser. Das sind einige der Lebensbedingungen der Roma in der Ost-Slowakei. Da die staatliche Sozialhilfe nicht zum Leben reicht, gibt es immer mehr Roma, die nach Deutschland, Italien oder Österreich betteln kommen. Auch in Vöcklabruck suchen rund 15 Männer aus dem Landkreis Rimavská Sobota als Bettler, Pantomimen und Musiker Unterstützung. Eine Gruppe des Armutsnetzwerkes besuchte im Mai die Heimat der „Bettler von Vöcklabruck“, um sich über deren Lebenssituation zu informieren.

PA: Solidaritätspreis 2015 geht an die BettelLobby OÖ

BettelLobby will mit dem Preisgeld Rechtsberatung aufbauen.

Preisverleihung Solidaritätspreis 2015 Bettellobby OÖ Kirchenzeitung Land OÖ

Gemeinsam mit neun anderen PreisträgerInnen wurde die BettelLobby OÖ am Freitag Abend mit dem „Solidaritätspreis der Kirchenzeitung“ ausgezeichnet. Überreicht wurde der Preis von LH Josef Pühringer, LR Gertraud Jahn und Bischof Ludwig Schwarz. Die BettelLobby richtete deutliche Worte an die beiden Regierungsmitglieder und kündigte an, das Preisgeld für den Aufbau einer Rechtsberatung zu verwenden, mit der Armutsreisende künftig aufgeklärt und juristisch unterstützt werden.

Der Sprecher der BettelLobby OÖ Christian Diabl kritisierte in seinen Dankesworten die Auswirkungen der verfehlten Bettelgesetzgebung auf die wenigen Armutsreisenden, die nach Linz kommen, scharf. E Weiterlesen

Erzählcafé mit Linzer BettlerInnen

Radio FRO Logo

Über BettlerInnen wird viel geschrieben und gesprochen, mit ihnen jedoch nur ganz selten. Die BettelLobby bietet deshalb regelmäßig die Gelegenheit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die in Linz betteln. Das nächste Erzähcafé findet am 24. Juni in Kooperation mit Radio FRO und Land der Menschen statt. Nutzen Sie die Gelegenheit, Fragen zu stellen und mehr über die Hintergründe und Lebensgeschichten der Menschen zu erfahren. Die Veranstaltung findet in kleinem Rahmen statt, daher bitten wir um Anmeldung bei veronika.moser@fro.at.

ERZÄHLCAFÉ BEI RADIO FRO:
Mittwoch, 24. Juni, 19 Uhr
 bei Radio FRO im FoROom, Kirchengasse 4, 4040 Linz.

Nachgefragt: Caritas-Mitarbeiterin Michaela Haunold zur Lage der Armutsreisenden in Linz

Michaela Haunold beschäftigt sich seit mehreren Jahren beruflich mit dem Thema Wohnungslosigkeit. Derzeit leitet sie in der Caritas für Menschen in Not die Einrichtungen im Bereich der Armutsmigration. Eine Zielgruppe sind auch BettlerInnen. Wir haben sie zur aktuellen Lage in Linz befragt.

Wie viele Notreisende befinden sich zur Zeit in Linz?

MH: Die Zahl der ArmutsmigrantInnen ändert sich laufend, daher ist es schwer, hier eine genaue Zahl zu nennen. Wir können die Zahlen der Kontaktstelle für ArmutsmigrantInnen nennen – dort hatten wir im Laufe des letzten Jahres mit rund 220 unterschiedlichen Personen Kontakt. Einige Personen sind schon seit mehr als zehn Jahren in Linz und leben seither hier auf der Straße, da sie keinen Anspruch auf Sozialleistungen oder Unterstützungsmöglichkeiten haben.

Woher kommen diese Menschen?

MH: Der Großteil der Menschen kommt aus osteuropäischen Ländern. Derzeit sind viele Menschen aus Rumänien hier, aber auch Tschechen, Polen, Slowaken, Ungarn,… Weiterlesen

Lesenswert: Armutsbroschüre der Caritas erschienen

Die Caritas hat eine Armutsbroschüre veröffentlicht, die Themen wie Armutsmigration und Bettelverbote umfassend bearbeitet. Auch dabei sind Tipps im Umgang mit bettelnden Menschen, Portraits von Betroffenen und Adressen zuständiger Stellen. Auf jeden Fall eine sehr spannende Lektüre, hier gehts zum Download der Caritas ArmutsBroschüre 2014.

Caritas Armutsbroschüre 2014 Cover

BettelLobby OÖ mit Menschenrechtspreis ausgezeichnet

Verleihung Menschenrechtspreis 2014 Bettellobby_Foto Daniel Weber 02

Vergangene Woche wurde im Haus der EU in Wien der Österreichische Menschenrechtspreis 2014 an die BettelLobbys vergeben. Die Auszeichnung würdigt die Arbeit der ehrenamtlichen AktivistInnen, die sich seit mehreren Jahren gegen restriktive Bettelgesetze und für einen menschlichen Umgang mit dem Thema Armut einsetzen. Die BettelLobby OÖ bekräftigt ihre Forderung nach einer Abschaffung der umfangreichen Bettelverbote in Oberösterreich.

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Barbara Helige (Liga der Menschenrechte), Thomas Diesenreiter, Christian Diabl (beide Bettellobby OÖ) und Terezija Stoisits (Liga der Menschenrechte) mit dem Menschenrechtspreis 2014

„Wir haben die BettelLobbys ausgezeichnet, weil Bettelverbote die falsche Antwort auf das Problem der Armut sind“, so Terezija Stoisits, Vizepräsidentin der Liga für Menschenrechte. Die BettelLobby Oberösterreich sieht sich in ihren Befürchtungen bestätigt, dass das Thema Betteln als Wahlkampfthema missbraucht wird. So hat die ÖVP Linz durch ihren Redner GR Spannring bei der gestrigen Gemeinderatssitzung unumwunden zugegeben, dass bettelnde Menschen aus Linz, insbesondere von der Landstraße, verdrängt werden sollen.

Die BettelLobby appelliert an das Land OÖ und die Stadt Linz die unsoziale und menschenrechtswidrige Gesetzgebung so rasch als möglich zu reformieren. Einmal mehr fordert der Sprecher BettelLobby Christian Diabl einen seriösen und solidarischen Umgang mit Armutsreisenden ein. „Es braucht dringend eine wissenschaftliche Studie, um von einem emotional getriebenen zu einem faktenbasierten Diskurs zu kommen“, so Diabl.

„Wir freuen uns natürlich sehr und sehen die Auszeichnung als Motivation für die kommenden Monate. Es ist leider zu befürchten, dass auch die anstehenden Wahlkämpfe 2015 von Verdrängungsdiskursen geprägt sein werden. Unsere Aufgabe ist klar: Wir werden weiter versuchen öffentlich Gegenpositionen zu formulieren, den Betroffenen eine Stimme zu geben und die Verantwortlichen daran zu hindern ihre Vertreibungspolitik allzu bequem umzusetzen“, so Christian Diabl, Sprecher der BettelLobby OÖ abschließend.

Verleihung Menschenrechtspreis 2014 Bettellobby_Foto Daniel Weber 01

Der Sprecher der Bettellobby OÖ, Christian Diabl.

Auch der ORF hat in der ZIB2 über die Vergabe des Menschenrechtspreis berichtet:

BettelLobby bekommt Menschenrechtspreis

Österreichische Liga für Menschenrechte verleiht den österreichischen BettelLobbys den Menschenrechtspreis 2014.

Stellvertretend für alle Initiativen, „die sich gegen Bettelverbote und für einen solidarischen und respektvollen Umgang mit bettelnden Menschen einsetzen“ werden die Bettellobby Oberösterreich und ihre Schwesternorganisationen in Wien und Tirol mit dem Menschenrechtspreis 2014 ausgezeichnet. Die Österreichische Liga für Menschenrechte und ihre Präsidentin Barbara Helige möchten damit ein Zeichen setzen – gerade vor dem Hintergrund zahlreicher gesetzlicher Verschärfungen und einer pauschalen Kriminalisierung von bettelnden Menschen in der öffentlichen Diskussion.

Für die Bettellobby Oberösterreich ist der Preis und die damit verbundene Kritik gerade angesichts der jüngsten gesetzlichen Verschärfungen in Oberösterreich ein wichtiges Zeichen zivilgesellschaftlichen Protests.

„Wir freuen uns natürlich sehr und sehen die Auszeichnung als Motivation für die kommenden Monate. Es ist leider zu befürchten, dass auch die anstehenden Wahlkämpfe 2015 von Verdrängungsdiskursen geprägt sein werden. Unsere Aufgabe ist klar: Wir werden weiter versuchen öffentlich Gegenpositionen zu formulieren, den Betroffenen eine Stimme zu geben und die Verantwortlichen daran zu hindern ihre Vertreibungspolitik allzu bequem umzusetzen“, so Christian Diabl, Sprecher der BettelLobby OÖ.

Die feierliche Preisverleihung des Menschenrechtspreises 2014 findet in Kooperation mit dem internationalen Menschenrechtsfilmfestival thishumanworld am Donnerstag, 11. Dezember 2014 um 19.00 Uhr im Haus der Europäischen Union (1010 Wien, Wipplingerstrasse 35) statt.

Rückfragehinweis: Christian Diabl, 0699 13320777 ,  info@bettellobby.at

Erzähl-Café mit Linzer BettlerInnen

Erzähl-Café mit Linzer BettlerInnen
Mi 22. Oktober 2014, 16.00 – max. 17.30 Uhr
Grünes Haus, Landgutstraße 17, 4040 Linz (gr. Besprechungsraum im EG)

In Kooperation mit der Caritas haben die Grünen Linz 1-2 BettlerInnen, die aus Osteuropa kommend in Linz betteln, eingeladen, die hautnah über ihre persönliche Situation, ihre Hintergründe und das Leben als BettlerIn in Linz erzählen werden. Die Caritas wird dabei übersetzen. – Wir wollen also aus erster Hand erfahren, wie die Lebenswirklichkeit der BettlerInnen ist.

Getränke und Kuchen organisieren die Grünen. Wer kommen mag, bitte markus.puehringer@gruene.at kurz Bescheid geben.

Presserat rügt Kronenzeitung OÖ wegen Berichterstattung zu Bettelthema

Der österreichische Presserat hat die oberösterreichische Kronenzeitung wegen ihrer Berichterstattung zum Bettelthema eine Rüge ausgesprochen. Die Kampagne der Krone war ein Auslöser für die Verschärfung des Sammlungsgesetzes im Juli, dass dieser Tage nun in Gesetz tritt.

Hier ein Ausschnitt der betroffenen Titelseiten, zusammengestellt von den MedienbeobachterInnen bei Kobuk:

Kronenzeitung OÖ Mai 2014

Hier der Brief im Vollformat:

Presseratrüge Kronenzeitung 2014_109